Geschichte der Fläche
Das Gebiet auf dem die Versuchsanlage Transpirant liegt war bis 1905 ein sumpfiges, kaum genutztes Gebiet am Südostrand des Dorfes Bottrop. Um 1880 wurde entlang des Sumpfes eine Bahnstrecke angelegt, die den Bahnhof Bottrop mit dem Bahnhof Oberhausen-Osterfeld verband. Zum Bau der Strecke wurde ein ca. 4m hoher Bahndamm aus Waschbergen und Schlacken angeschüttet.
1905 wurde die Strecke 2250 von Oberhausen Osterfeld nach Hamm eröffnet. Hierzu wurde der Bahnhof Bottrop 1906 erweitert. Zu dem Zeitpunkt existierten nur wenige Gebäude. Der Bahndamm wurde erheblich verbreitert und Rangiergleise angelegt. Zudem wurde er nach Nordosten verlängert und verlief südlich an der Zeche Welheim vorbei nach Gelsenkirchen.
Ab 1925 wurde die Anlage noch einmal erweitert und ein Schwellenaufbereitungswerk errichtet, das bis in die 60er Jahre von der Deutschen Bahn zum Aufbereiten von Holzschwellen genutzt wurde. Die Schwellen (meist Weichenschwellen) wurden angeliefert, zwischen den Gleisen gelagert und „abgeplattet“, also alle Metallbeschläge entfernt. Dann wurden in zwei Sägehallen die Schwellen zugeschnitten und anschließend mit Teeröl getränkt. Dieses geschah zum einen in einem Tränkbecken und zum anderen händisch, indem Arbeiter mit einem Eimer Teeröl und einem Quast die Schwellen einstrichen. Daraus resultierte ein „Flickenteppich“ geringerer und höherer Belastungen und unbelasteter Flächen.
Bild 1 Historische Luftbilder | © Stadt Bottrop.
Anfang der 60er Jahre wurde das Gelände zunehmend gewerblich genutzt. Die Lagerplätze wurden vornehmlich an Holzgroßhändler vermietet.
Ab 1984 war das Schwellenaufbereitungswerk stillgelegt.
Bild 2 Historische Luftbilder | © Stadt Bottrop.
Im Zuge des Umbaus des Hauptbahnhofes Bottrop wurde danach ein Teil des Geländes zum Ausgleich von Bergsenkungen großflächig aufgefüllt.
1986 begannen Verhandlungen der Stadt Bottrop mit der Deutschen Bahn über den Ankauf der Fläche mit dem Ziel dort ein Gewerbegebiet mit Betrieben zu eröffnen, die einen Bahnanschluss wünschen.
Ab 1987 wurde auf der Fläche im mehreren Schritten eine Gefährdungsabschätzung und im Anschluss daran bereichsweise eine Sanierung durchgeführt. Der Bereich auf dem die Verdunstungsanlage liegt war glücklicher Weise nur sehr gering mit Teeröl vorbelastet, so dass hier keine Sanierungsmaßnahmen notwendig waren und keine Nutzungseinschränkung erforderlich war.
Mitte der 1990er Jahre begann die Ansiedlung von Gewerbebetrieben.
Die erste Baumaßnahme war ein Halle zur Lagerung von Lacken und Lösemitteln für die Firma Opel, die eine Autoproduktion in Bochum betrieb. Für dieses Gefahrstofflager mussten zwei Feuerlöschteiche gebaut werden, von denen einer heute noch existiert. Er ist heute das Vorratsbecken der Anlage Transpirant. Nachdem die Autoproduktion in Bochum eingestellt wurde, blieb das Gelände eine Zeit lang brach.
Bild 3 Historische Luftbilder | © Stadt Bottrop.
Im Jahr 2011 erwarb die Spedition Ludzay das Gelände und nutzte die bestehende Halle als Lager. 2013 wurde eine zweite Lagerhalle errichtet und dazu einer der beiden Feuerlöschteiche verfüllt.
Bild 4 Eigenes Foto | © Thomas Müller
Mit dem Bau der zweiten Halle kam sehr schnell die Frage auf wie denn das Regenwasser von den Hallen entsorgt werden soll. Als Alternativen zum Bau eines sehr teuren Stauraumkanals schied der Bau einer Versickerungsanlage aus, da der Untergrund ja verfüllt ist und so Schadstoffe in das Grundwasser verlagert werden könnten.
Es musste ein anderer Weg her. Das Ingenieurbüro Tomczak / Bochum, welches die Firma Ludzay berät, entwickelte die ersten Ansätze zu der Frage ob das Niederschlagswasser alternativ verdunstet werden könne.
Da der Fachbereich Umwelt und Grün der Stadt Bottrop, insbesondere die Untere Bodenschutzbehörde, in dem Verfahren beteiligt war, entstand nach etlichen Gesprächen zwischen Herrn Tomczak und Hern Müller (dem Verteter der Unteren Bodenschutzbehörde) der Gedanke das Niederschlagswasser wieder zu verdunsten. Grundlage hierfür waren die Überlegungen und Erkenntnisse des Projektes Dynaklim und die ersten Vorschläge und Berechnungen des Büros Tomczak.
Bild 4 Historische Luftbilder | © Stadt Bottrop.
So wurde im Frühjahr 2016 die Anlage als gemeinsames Vorhaben gebaut. Die Bauausführung wurde von der Firma Ludzay übernommen, die umwelttechnische und bodenkundliche Begleitung übernahm die Stadt Bottrop und für die klimatologische Begleitung konnte das Geographische Institut der Universität Bochum unter der Projektleitung von Frau Dr. Steinrücke gewonnen werden.